Zunächst
werden wir uns vorstellen. Wir sind eine vierköpfige Familie, Ernst
und Ursula mit unseren Kinder Janina (meist nur Nina genannt;
inzwischen 13 Jahre alt) und Joel (inzwischen 9 Jahre alt). Ich
arbeite für mehrere lokale Zeitungen und manchmal auch für andere
Medien wie das Fernsehen, Radio oder Internet. Hier habe ich mich auf
Polizeiberichte spezialisiert, was meinen Alltag eher unregelmäßig
macht. Ursula ist Grundschullehrerin; sie arbeitet nur vormittags in
der Schule und unterrichtet Deutsch, Mensch-Natur-Kultur, sowie seit
Neuestem auch für ältere Klassen aus akutem Lehrermangel
Religionsunterricht.
Wie
bereits im Vorwort erwähnt, begann unsere einjährige Reise in die
Welt der Medien wegen einer Hänselei. Unser Sohn Joel kam eines
Tages mit der brennenden Frage nach Hause: Papa, warum passiert jeden
Tag genau so viel in der Welt wie in eine Zeitung passt? Ältere
Schüler hatten ihm diese Frage gestellt, da sie wissen, dass ich
auch für Zeitungen arbeite. Er hatte ihnen darauf keine Antwort, so
stellte er sie mir zu Hause. So war das bei uns schon immer gelaufen.
Wer eine Frage hat, darf sie stellen. Denn nur wer fragt, kann
dazulernen. Und immer mal wieder kommt es vor, dass auch wir Eltern
darauf keine schnelle Antwort wissen. Dann reden wir als ganze
Familie darüber; meist schon beim Abendessen und nach diesem oft
noch für längere Zeit auf den Polstersesseln im Wohnzimmer um das
prasselnde Feuer herum. Manchmal merken wir, dass ein Thema zu groß
oder zu interessant ist, um es auf einen Abend zu beschränken. Dann
nehmen wir uns vor, dieses Thema als Familienprojekt anzugehen. Wie
eben auch unser Thema der Medien.
Nun
nahm ich unsere Kinder mit auf eine Reise in der Phantasie, in der
ich ihnen von meiner Arbeit erzählte und wie eine Zeitung überhaupt
erst mal zustande kommt. Ich versprach ihnen, mit meinen Chefs zu
reden, dass ich sie in den Schulferien für ein paar Tage zu meinen
Terminen mitnehmen darf, was dann tatsächlich auch in Erfüllung
ging. Dazu später mehr. Für mich als Vater ist es etwas
Wunderbares, wenn meine Kinder sich für meine tägliche Arbeit zu
interessieren beginnen. Auch meine Frau fand das Thema wichtig und
sehr spannend. Wie entstehen Nachrichten? Wie kann man den
Wahrheitsgehalt von Nachrichten prüfen? Wie gehen wir mit Medien
ganz allgemein am besten um? Diese und noch viele weitere Fragen
schrieben wir auf ein großes Blatt Papier auf – und jeder von uns
durfte zu den Antworten beitragen. Jeder nach seinen Fähigkeiten,
aber auch so, dass jeder gehörig herausgefordert wird und an seiner
Aufgabe wachsen kann.
Zunehmend
begannen wir auch, unser Umfeld mit diesen Fragen zu konfrontieren.
Nicht immer stießen wir dabei auf Begeisterung. Als meine Frau das
Thema im Hauskreis unserer evangelischen Freikirche ansprach,
herrschte zunächst einmal Stille. Und dann kam einerseits
Selbstverteidigung, weshalb man keine Zeit und Kraft habe, das
alles zu prüfen und den Fragen nachzugehen. Interessant aber, dass
keiner zu wenig Zeit und Kraft hat, um täglich mit einigen dieser
Medien „abzuschalten“ und sich zu entspannen. Andererseits wurde
uns der Vorwurf gemacht, dass wir (das heißt ich) ja selbst von den
Medien leben, weshalb wir diese nicht in Frage zu stellen hätten.
Tatsächlich
ist aber die Medienethik ein wichtiger Bestandteil meines Berufs, wo
diese Fragen eine große Rolle spielen. Wir müssen uns immer wieder
fragen, wie wir verantwortlich schreiben können, so dass die Leser
das Relevante mitbekommen, aber ohne in ihrem Denken eingeschränkt
zu werden, sondern im Gegenteil zu eigenem und damit verantwortlichem
Denken angeleitet werden. Demokratie lebt von den verschiedenen
Meinungen und einer Vielfalt an Medien, die gemeinsam bilden sollen.
Diesen Fragen wollten wir als Familie auf den Grund gehen.
Doch
was geschieht, wenn manche Menschen keine Zeit und Kraft mehr zum
Denken haben? Sie geben das Denken ab – und die Medien bekommen
eine Aufgabe, die sie nicht lösen können. An die Stelle der
Informationsvermittlung tritt eine Funktion, die dem Gehirn der Leser
entspricht. Die Medien werden zum Haupt des Menschen, zur
Willensbildung statt der Wissensbildung. Das führt zu einer
Vergötzung der Medien. Manche Medien nehmen die neue Funktion gerne
an, denn damit lässt sich eine Stange Geld verdienen. Daher ist es
letztendlich so, dass Geld die Welt regiert. Nicht umsonst sind die
Medien die vierte Gewalt genannt worden. Und nicht selten können sie
sich zur ersten aufschwingen. All das muss man im Hinterkopf
behalten, wenn man sich den Medien zuwendet. Wem ich viel Zeit widme,
dem gebe ich viel Macht über mein Leben.
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